Wusstest du, dass etwa 65% der Hunde und Katzen zu viel auf den Rippen haben? Und das es vielen Tierhaltern nicht bewusst ist, dass ihre Tiere Übergewicht haben? Es ist eher anders herum: Besitzer normalgewichtiger Tiere werden oft angesprochen, ob sie nicht wüssten das ihr Hund/ihre Katze nicht zu dünn sei.
Mich persönlich haben diese Zahlen erschreckt. Und andererseits habe ich solche Fälle oft genug in der Betreuung.
Hunde und Katzen gelten, wenn sie 10-20% mehr wiegen, als sie sollten als übergewichtig. Haben sie 20% und mehr Übergewicht, bezeichnet man sie als adipös.
Um das mal in Zahlen zu zeigen:
Wiegt ein erwachsener Mann (Idealgewicht 75kg) 105kg, so hat er 40% Übergewicht. Bei einem Hund mit 30kg Idealgewicht sind das 12kg und bei einer Katze mit 5kg sind das 2kg Übergewicht (also 42 und 7kg reales Gewicht).
Die Folgen sind dramatisch!
Immer öfter sind bereits junge Tiere, selbst schon im Wachstum, von Übergewicht betroffen. Das kann sich sehr negativ auf die Gesundheit des Bewegungsapparats auswirken. Also schon frühzeitig die Weichen setzen für die Entwicklung von Knie- und Hüftproblemen, Arthrose und andere Erkrankungen.
Aber die Folgen von Übergewicht sind generell nicht von der Hand zu weisen. Sie sind ähnlich wie bei uns Menschen. Dazu gehören die Entwicklung von Diabetes, Herzerkrankungen, Verdauungsstörungen, Blasensteinen und wie bereits erwähnt die Erkrankungen des Bewegungsapparats. Durch diese Erkrankungen werden wiederum andere Organsysteme mitbelastet.
Alles in allem verkürzt Übergewicht die Lebenszeit eines Tieres um statistisch 2-3 Jahre im Vergleich zu idealgewichtigen Vertretern ihrer Tierart und Rasse.
Um solche Erkrankungen zu vermeiden bzw. das Entstehungsrisiko zu minimieren, sollte man Übergewicht gar nicht erst entstehen lassen um es dann umständlich bekämpfen zu müssen. Denn Übergewicht, dass erst einmal angesetzt ist, ist viel schwerer wieder loszuwerden als es gar nicht zu bekommen. Dazu kommt, wenn bereits Begleiterkrankungen wie Arthrose vorliegen. Dann lässt sich das Gewicht nochmal schwerer wieder loswerden, denn das Tier steckt in einem Teufelskreislauf. Natürlich lohnt sich der Kampf dann auch noch – nur leichter wird er dadurch nicht.
Bewusst machen was man füttert und vor allem: in welcher Menge?
Fehlende Bewegung hilft hier auch nicht. Wohnungskatzen bewegen sich in der Regel deutlich weniger als ihre Artgenossen im Freigang und Hunderassen, die zu Übergewicht neigen, sind nicht selten auch jene die sowieso eher zu den ruhigen und gemütlichen zählen. Da wird die Runde halt nicht so groß wie bei sportlich geführten Hunden.
Die Sache mit dem Sättigungsgefühl
Wer kennt ihn nicht - das Modell Staubsauger unter den Hunden. Es gibt Rassen, die sind dazu quasi geboren. Zum Beispiel der Labrador und der Beagle. Hunde haben seltener Probleme mit Mäkelei und Futterverweigerung als Katzen.
Und auch von Natur aus ist es so, dass Hunde das Sättigungsgefühl nicht so kennen wie wir Menschen. Manche machen nach einer großen Portion Futter, die sie gerade gefressen haben, ein Gesicht als hätten sie wochenlang nichts bekommen. Das ist durchaus normal. Hier ist es vor allem an den Haltern wichtig stark zu bleiben.
Bei Katzen ist es etwas anders. Gerade wenn sie nie "hungern" kennengelernt haben, haben sie durchaus ein natürliches Sättigungsgefühl. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Aber Katzen können auch aus Langeweile zum Futternapf trotten und immer wieder fressen. Gerade wenn sie ansonsten einen wenig fordernden und geförderten Alltag in Wohnungshaltung erleben. Da sind die Mahlzeiten bei manchen Tieren das einzige "Highlight".
Wie also nun "Kampf den Kilos"?
Zu allererst gehört eine
Abklärung über Tierarzt und/oder Tierheilpraktiker gemacht. Liegt eine Erkrankung zugrunde, die den Prozess des Stoffwechsels stört? Dazu können Schilddrüsenerkrankungen und andere hormonelle Ursachen wie das Cushing-Syndrom zählen. Außerdem ist es sinnvoll eventuell durch das Übergewicht bereits entstandene Erkrankungen zu erfassen.
Eine
Gewichtsabnahme von etwa 1-2% pro Woche sollte angestrebt werden. Der 42kg schwere Hund sollte also in einer Woche etwa 500g abnehmen, die 7kg Katze etwa 100g. Langsamer ist hier aber nicht als schlecht anzusehen. Solange es langsam, aber stetig zur Abnahme kommt. Diese Menge sollte auf das neue Gewicht immer runter gerechnet werden.
Eine langfristige
Umstellung auf artgerechtes Futter (in diesem Fall kann ich natürlich das BARF nur wärmstens empfehlen) oder ein hochwertiges Nassfutter ist quasi Pflicht. Ein moderater Fettanteil beim BARF ist notwendig (>10% Gesamtfuttermenge). Eine Radikaldiät a la FDH (Friss die Hälfte) bringt nichts. Auch Hungernlassen ist nicht das Wahre. Bei Katzen mit ihrem besonderen Stoffwechsel kann Hungern gar gefährlich werden! Fettarm bringt auch wenig denn Fett ist der Hauptenergielieferant unserer Tiere.
Es ist gerade bei schwer übergewichtigen Tieren sinnvoll in
Teilschritten zu arbeiten. Die Futtermenge des 42 kg schweren Labradors wird also langsam reduziert um das Idealgewicht von 30kg zu erreichen. Als ersten Teilschritt muss man die Futtermenge beispielsweise für einen 37 kg Hund berechnen. Hat er die 37 kg (fast) erreicht, berechnet man als folgenden Teilschritt auf das Zielgewicht 33kg und so weiter. Diese Vorgehensweise gilt ebenfalls für die Katze.
Die
Leckerlifütterung muss beschränkt werden. Das oben erwähnte Trockenfutter als Energiebombe ist vielen bekannt, aber auch Trockenfleisch ist nicht unproblematisch.
So sind 10 g Trockenfleisch mit etwa 30-40 g rohem Fleisch gleichzusetzen. Dies sollte, wenn Leckerlies gewünscht oder benötigt werden, in der Kalkulation der täglichen Futtermenge berücksichtig werden.
Die
Menge an Bewegung muss Schritt für Schritt erhöht werden. Aus dem Couch-Potatoe- Labrador sollte nun aber nicht direkt ein Marathonläufer gemacht werden. Auch für die Bewegung gilt: Langsam aber stetig erhöhen und die Gassirunden verlängern. Heute wird bis zur nächsten Straßenecke gegangen. In einer Woche dann noch zwei Ecken weiter.
Auch die Katze sollte mehr Bewegung erfahren. Handelt es sich um Wohnungskatzen, sollte man versuchen mit Reizangeln und ähnlichen Hilfsmitteln zu mehr Bewegung zu animieren. An die Wand montierte Bretter, sogenannte "Catwalks" geben Anreiz zum Springen und Erforschen.
Wichtig ist auch, dass Hund oder Katze
regelmäßig gewogen werden um eine stetige Kontrolle über Gewicht und Abnahme zu haben. Kleine Tiere werden am besten auf einer Babywaage gewogen, denn Abnahmen im Bereich von unter 100g erfassen Personenwaagen und große Waagen oftmals nicht.
Nur durch
Konsequenz ist bei Hund und Katze die Gewichtsabnahme zu erreichen. Wichtig ist, einem möglichen Betteln nicht nachzugeben und nicht in die Leckerlidose zu greifen.
Solltest Du Fragen zu Übergewicht, Gewichtsabnahme oder anderen Punkten haben, darfst Du Dich gerne bei mir melden. Ich erstelle auch Ernährungspläne für übergewichtige Tiere, begleite Dich und dein Tier in der Abnehmphase.
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